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Warum brauchen Männer keine Eisensupplemente?

Eisenmangel Ratgeber

Veröffentlicht am
30. August 2022

Für Männer gibt es keine generelle Einnahmeempfehlung für Eisensupplemente

Bestimme Personengruppen erleiden aufgrund ihres Alters, Geschlechts oder ihrer Lebensweise häufiger einen Eisenmangel als andere. Warum Männer nicht zu diesen Risikogruppen zählen und eine Eisensupplementierung sogar gefährlich werden kann, erfährst du hier.

Eisenbedarf von Männern

Männer haben im Vergleich zu Frauen einen niedrigeren Bedarf an Eisen. Laut DACH-Referenzwerten liegt dieser bei 10 mg/Tag, WHO/FAO definieren ihn mit 9,1 mg/Tag bei einer Bioverfügbarkeit von 15 %. Wenn die Ernährungsweise hauptsächlich aus Lebensmitteln mit einer niedrigeren Bioverfügbarkeit besteht, also weniger Eisen vom Körper aufgenommen und verwertet werden kann, steigt der Bedarf weiter an.1 

Warum aber haben Männer einen geringeren Eisenbedarf als Frauen? Bei Männern sind die alltäglichen physiologischen Verluste sehr gering und stellen damit keine besonderen Anforderungen an die Eisenaufnahme über die Nahrung.2 Die Höhe des täglichen Verlustes liegt bei etwa 1 mg.Frauen im gebärfähigen Alter verlieren durch die Menstruation zusätzlich ca. 15 mg Eisen je Monatsblutung. Auf den einzelnen Tag runtergerechnet bedeutet dies einen Verlust von 2 mg – doppelt so hoch wie bei Männern!Gleichzeitig nehmen Frauen durch ihre Ernährungsweise weniger Eisen auf als Männer.Mehr zur Risikogruppe der Frauen findest du hier

Männer stellen keine Risikogruppe dar

Risikogruppen für einen Eisenmangel zeichnen sich durch einen gesteigerten Bedarf, erhöhte Verluste und/ oder eine ungenügende Aufnahme von Eisen aus. Sie erleiden demnach aufgrund ihres Alters, Geschlechts oder Lebensstils häufiger einen Eisenmangel.6 Mehr Informationen erhältst du in diesem Blogpost von uns.

Männer stellen keine generelle Risikogruppe dar und decken den Bedarf an täglichem Eisen sehr gut, wie du im Folgenden erfahren wirst. Nur unter speziellen Bedingungen kann eine Einnahme von Supplementen erforderlich sein. Dazu zählt unter anderem regelmäßiges Blutspenden, bei dem nicht unerhebliche Verluste von ca. 250 mg pro Spende anfallen.7

Die Eisenversorgung ist gesichert…

In der Nationalen Verzehrsstudie (NVS) II erreichten die deutschen Männer für die tägliche Eisenzufuhr einen Median von 14,4 mg. Demnach lag der Median aller Altersklassen über der empfohlenen Zufuhr, besonders gut konnten die 25- bis 34-Jährigen ihren Bedarf decken.5 Beim Vergleich der Daten aus 37 europäischen Ländern von 1995 bis 2016 zeichnete sich das gleiche Bild ab. In allen Ländern war die Eisenversorgung der Männer ausreichend mit einem geschätzten Median von 12,6 mg/Tag. Damit lag die Zufuhr 20 bis 98 % über den länderspezifischen Empfehlungen! Europäische Männer nehmen also ausreichend Eisen auf, um die täglichen Verluste auszugleichen und sind in der Regel nicht von einem Mangel betroffen.2

…sogar mehr als ausreichend

Im Hinblick auf Eisen ist nicht nur ein Mangel problematisch. Auch eine Überdosierung hat negative gesundheitliche Konsequenzen zur Folge.2 Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stuft Eisen als einen Nährstoff mit hohem Risiko ein. Eine Überdosierung kann akute Folgen sowie schwerwiegende Langzeitschäden bewirken.1 Daher sollten Supplemente nur bei gegebenem Anlass eingenommen werden, was durch Überprüfung der Eisenwerte im Blut festgestellt werden kann.

Bei Männern liegt das Problem nicht in der Bekämpfung von Eisenmangel, sondern der Vorbeugung einer Eisenüberladung. Ein Teil der europäischen Männer (ca. 15 bis 20 %) übersteigt die empfohlene Zufuhr stark. In diesem Ausmaß bestünde über die Zeit die Gefahr einer Eisenüberladung. Neben der fleischbetonten Ernährung kann diese auch durch die genetische „Hämochromatose“ bedingt oder zusätzlich verstärkt werden. Die durch eine Mutation im „HFE“-Gen ausgelöste Eisenspeicherkrankheit ist in nordeuropäischen Populationen recht häufig anzutreffen.2

Fazit: Supplemente? Generell nein, es bleibt aber individuell!

Für Männer besteht keine Einnahmeempfehlung für Eisensupplemente, weil der Bedarf in der Regel sehr gut gedeckt werden kann. Supplementierung von Eisen ohne gegebenen Anlass birgt die Gefahr einer Eisenüberladung mit gravierenden Folgen. Daher gilt für Männer (aber auch generell): Eisenpräparate sollten nicht ohne Weiteres zur Prävention eingenommen werden, sondern nur bei Notwendigkeit (diagnostizierter Mangel, Risikogruppen). Bei männlichen Blutspendern kann eine Supplementierung sinnvoll sein, gleiches gilt für spezielle individuelle Fälle. Wenn du also sicher sein willst, lohnt sich eine regelmäßige Überprüfung der Blutwerte!

Quellen
(1)  Schümann, K.; Ettle, T.; Szegner, B.; Elsenhans, B.; Solomons, N. W. Risiken und Nutzen der Eisensupplementation: Empfehlungen zur Eisenaufnahme kritisch betrachtet, Perspectives in Medicine. 2014, 2, pp. 19–39. (2)  Milman, N. T. Dietary Iron Intakes in Men in Europe Are Distinctly Above the Recommendations: A Review of 39 National Studies From 20 Countries in the Period 1995 - 2016, Gastroenterology research. 2020, 13, pp. 233–245.
(3)  Silbernagl, S.; Despopoulos, A.; Draguhn, A. Taschenatlas Physiologie, 9th ed.; Georg Thieme Verlag: Stuttgart, New York, 2018.
(4)  Elmadfa, I.; Leitzmann, C. Ernährung des Menschen. 270 Tabellen, 5th ed.; Ulmer: Stuttgart, 2015.
(5)  Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel Nationale Verzehrsstudie 2. Ergebnisbericht, Teil 2. 2008, pp. 135–137.
(6)  Biesalski, H. K. Vitamine, Spurenelemente und Minerale. Indikation, Diagnostik, Therapie, 2nd ed.; Georg Thieme Verlag: Stuttgart, 2019.
(7)  Deutscher Ärzteverlag GmbH, Redaktion Deutsches Ärzteblatt Blutspende: Ohne erhöhte Eisenaufnahme ist die Erholungszeit lang, 2015. https://www.aerzteblatt.de/archiv/172852/Blutspende-Ohne-erhoehte-Eisenaufnahme-ist-die-Erholungszeit-lang. Tuesday, August 23, 2022. 

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